Nachdem wir aus Schweden gerade mal einen Tag zu Hause waren, fuhren wir am Freitag, 26.Mai mit Amadeo, dem Ehemann von Ingeborgs Freundin Manuela zu ihnen nach Bonstetten bei Zuerich.
Am naechsten Morgen mussten wir schon um 7 Uhr am Flughafen in Zuerich sein und um 9Uhr ging unser Flug erst einmal nach Prag. Nach zwei Stunden Aufenthalt flogen wir 8,5 Stunden weiter nach Montreal, wo wir um 15.30 Ortszeit (21.30 MESZ) ankamen. Wir waren froh, uns endlich wieder etwas bewegen zu koennen. Beim Zoll mussten wir fast eine Stunde lang anstehen, bekamen den Einreisestempel und das war`s. Mit dem Taxi fuhren wir zu unserer Unterkunft Auberge Globetrotter, einer Jugendherberge im Zentrum Montreals. Da der Taxifahrer die Adresse "falsch" verstanden hatte machten wir noch eine kleine Stadtrundfahrt.
Am abend gingen wir noch etwas unter die Leute. Da wir bereits ca. 24 Stunden auf den Beinen waren beendeten wir den Abend zeitig. Wir hatten uns ohne Probleme an die Zeitverschiebung gewoehnt. Allerdings hatten wir etwas kuehlere Themperaturen erwartet. Aber hier ist der Sommer mit uns angekommen und es ist bruehtend heiss. Wir mussten am Sonntag morgen erst einmal eine duenne Hose fuer Ingeborg besorgen, da es unmoeglich war mit der Motorradhose die Stadt zu erkunden. Unsere Kleidung hatten wir aus Gewichtsgruenden mit den Motorraedern mitgeschickt und die standen noch bis Montag am Flughafen.
Die meisten Geschaefte haben auch am Sonntag geoeffnet.
Die Stadt Montreal ist eine Insel auf dem St. Lorenz-strom auf der 1,5 Mil. Menschen leben. Jeweils noch eine Mil. leben am Nord- bzw. am Suedufer. Auf der Insel, mitten in der Stadt liegt der Mount Royal, der Hausberg, von wo aus wir einen herrlichen Blick ueber die Stadt werfen konnten. Am Fusse des "Berges" treffen sich jeden Sonntag im Sommer tausende Menschen um zu musizieren, picknicken und einfach Spass zu haben. Ein riesen Spektakel bis in die Nacht...
Am Montag morgen machten wir uns auf die Suche nach unseren Motorraedern. Nach einigen Telefonaten wussten wir so ungefaehr wo sie sein sollten und Pierre vom Hostal fuehrte uns zur Cargo- Abteilung am Flughafen Dorval, der jetzt Trudeau genannt wird. Wir fanden dann auch unsere Motorraeder, nur mussten wir statt den 80 Can $, wie uns bei der Spedition in Oesterreich gesagt wurde, nun 800 Can $ = ca 560 EUR Lagergebuehr bezahlen. Da man keine Kreditkarten akzeptierte und der Bankomat im Nebengebaeude nicht funktionierte, war der Kassier so freundlich und fuhr uns mit seinem PKW zur naechsten Bank. Die Zollformalitaeten waren schnell erledigt und so konnten wir dann unsere Motorraeder in Empfang nehmen und zusammenbauen. Zum Glueck konnten wir das in der Halle machen, da es im Freien 35 Grad heiss war. Um 17 Uhr waren wir startklar. Tobias machte sich etwas Sorgen, ob der Sprit in den Tanks , die ziehmlich leer sein mussten, bis zur naechsten Tankstelle reichen wuerde. Ingeborg schaffte es. Tobias musste den letzten km schieben. Herrlich bei dieser Hitze!
An der Tankstelle trafen wir Walter aus der Schweiz, der seit den 60er Jahren in Montreal eine Elektronikfirma hat.
Wir fuhren zurueck ins Stadtzentrum zu unserer Unterkunft und hatten schon etwas Sorge, ob wir uns im Verkehrsgewuehl dieser Grosstadt auch zurechtfinden wuerden. Die Verkehrsteilnehmer sind hir alle sehr diszipliniert und so kamen wir heil wieder in die Rue Mount Royal im Herzen der Stadt an. Unsere Motorraeder erregten etwas Aufsehen und wir wurden staendig angesprochen. Die Leute sind hir sehr offen und entgegenkommend und obwohl hir franzoesisch gesprochen wird, spricht jeder auch englisch mit uns.
Nun mussten wir noch einiges umpacken und fuer den naechsten Tag startklar machen. Wir wollten sehr frueh los, um dem Berufsverkehr und der Hitze zu entkommen. Es war schon 23 Uhr und immer noch 30 Grad warm.
Von Pierre bekamen wir zum Abschied noch eine Dose Ahornsirup geschenkt.
Am naechsten Morgen standen wir um 5 Uhr auf.
Wir kamen gut aus der Stadt hinaus und fuhren auf dem HW 17 Richtung Westen. Kurz nach Montreal ist die Grenze zwischen der Provinz Quebeck und Ontario. Dort besorgten wir uns eine Strassenkarte, die man hier gratis bekommt. Es hatte 35 Grad und der Fahrtwind brachte kaum Abkuehlung. An einer Tankstelle wurden wir vor Gewitter und Tornados gewarnt. Es zogen wolken auf und es donnerte bereits. Am Abend fuhren wir auf einen kleinen Campingplatz westlich von Petawawa.
Hier machten wir auch das erste mal Bekanntschaft mit den Black Flies, winzigen Stechfliegen gegen die das Autan das wir dabei hatten wirkungslos war. Wir fluechteten ins Zelt und obwohl wir den Zelteingang nur kurz geoeffnet hatten kamen etliche Biester mit ins Zelt, die wir alle erledigten. Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld. Auch wir wurden uebel zugerichtet. Es kam weder ein Gewitter noch ein Tornado.
Am naechsten Morgen war unser Zelt von den Plagegeistern belagert und uns blieb nur die Flucht.
Fuhren auf dem HW17 durch Sumpflandschaft. Stehen bleiben war nur fuer wenige Minuten moeglich. Es war etwas bewoelkt und nicht mehr so heiss, manchmal ein paar Regentropfen. Diese hielten jedoch nur die Muecken fern, den Black Flies machte das gar nichts aus. Wir hatten total geschwollene Haelse und Arme. An Einer tankstelle bekamen wir etwas gegen den Juckreiz der Stiche. Muskol soll die Viecher fernhalten, war jedoch leider ausverkauft.
Wir fuhren durch menschenleere Gebiehte, nur winzige Ortschaften ohne Geschaefte. Finden einen kleinen Campingplatz in Eco Bay am Huron See. Haben auch Muskol bekommen. Es war nicht mehr so heiss und wir waren total eingepackt.
Weiter auf dem HW17 entlang des Lake Superior, dem groessten Suesswassersee der Welt, ca. 82100 km2. Es war kuehl in dieser Gegend.
Wildes campieren war bis jetzt unmoeglich. Es gab nur den HW. Daneben Sumpf oder Dschungel. Wir sahen auch viele Elche am Strassenrand. Auch die leiden unter den Black Flies und suchen offenes Gelaende auf. Wir sind immer wieder ueberrascht, wie hilfsbereit und nett die Kanadier sind. Ueberall wo wir stehen bleiben werden wir sofort gefragt, ob wir Hilfe brauchen und muessen natuerlich erzaehlen woher wir kommen und wohin wir fahren.
Vor Thunder Bay fuhren wir durch das heftigste Gewitter unseres Lebens. Die Welt schien unterzugehen. In Thunder Bay gingen wir dann auf einen Campingplatz, obwohl es noch relativ frueher Nachmittag war. Das Gewitter schien noch nicht vorueber zu sein. Es fieng dann auch nochmals an zu regenen.
In Thunder Bay verliessen wir den Lake Superior, nicht aber den HW 17 Richtung Westen auf dem wir durch die grandiose Landschaft Kanadas fuhren.
25 km vor Kenora trafen wir am Rushing River Provincial Park Matt und Jessie aus Winnipeg mit denen wir einen feucht- froehlichen Abend am Lagerfeuer verbrachten. Dies war auch der erste Abend ohne den Black Flies. Dafuer hat uns ein Eichhoernchen unsere Erdnussbutter geklaut. Es hat geschafft, die geschlossene Plastikdose aufzubekommen. Am naechsten Tag fuhren wir weiter bis Kenora, 250 km oestlich von Winnipeg, wo wir unsere Waesche wuschen und uns um unsere Homepage kuemmerten.