Nach drei Tagen verliessen wir Huaraz. Die Stadt hat uns ganz gut gefallen und bei Wanderungen durch die Berge keuchten wir durch die duenne Luft. Auch auf den bunten Maerkten gab es so allerhand fremdartiges zu sehen, zu riechen und auch zu probieren.
Wir fuhren weiter den Rio Santa entlang bergauf und aus dem reissenden Fluss war ein Bach geworden, der sich durch das breiter gewordene, gruene, baumlose Tal schlaengelt. Immer noch flankierten uns die Berge der Cordillera blanka und –negra.
Nach dem Lago Conococha auf 4000m, nahe der Quelle des Rio Santa, ging es nochmals ein paar Meter hoch ueber einen Pass und danach in engen Serpentinen steil bergab. Entlang des Rio Fortaleza fuhren wir Richtung Suedwest. Schon bald wich das Gruen und das Tal wurde trocken und steinig, jedoch nicht ohne Reiz. Nach nur 120km waren wir von 4100m wieder fast auf Meereshoehe in der Wueste und auch die Pan Americana hatte uns wieder.
Die asfaltierten Strassen in Peru sind alle mautpflichtig, aber mit dem Motorrad duerfen wir neben den Mautstellen vorbeifahren und muessen nichts bezahlen.
Durch eher trostlose Wuestengegend fuhren wir am Meer entlang und Hochnebel tauchte die Landschaft in ein truebes grau, was das Ganze nicht gerade freundlicher machte. Am Nachmittag war die Luft dann so feucht, dass wir tropfnass wurden.
Lima, die Hauptstadt des Landes wollten wir nur durchqueren und suchten uns dafuer einen Sonntag aus weil da am wenigsten Verkehr ist und wir kamen auch ganz problemlos und rasch durch. Suedlich von Lima sind etliche Straende an denen man Eintritt bezahlen muss, aber sehr einladend haben sie auf uns nicht gerade gewirkt.
Immer wieder hatten wir von schikanoesen Polizeikontrollen gehoert, aber uns ist so etwas (bis jetzt) noch nie passiert und wir wurden auch noch nie von der Polizei angehalten.
Vorbei an der Stadt Pisco, von der der peruanische Traubenschnaps seinen Namen hat, uebrigens ein furchtbarer Fusel, erreichten wir Huacachina, eine Oase in der Naehe der Stadt Ica. Ein kleiner See liegt inmitten von riesigen Sandduenen, rundherum ein paar Hostals und Restaurants.
Wir konnten unser Zelt im Garten des Restaurants Banana, das aus einer offenen Bar und ein paar Tischen und Stuehlen bestand, aufstellen und fuehlten uns hier gleich sehr wohl. Eigendlich wollten wir hier nur ueber Nacht bleiben, aber der Ort war viel zu gemuetlich um am naechsten Tag gleich wieder abzureisen. Wir machten eine Buggytour durch die Duenen und fuhren mit dem Snowbord die steilen Haenge hinunter. Es ist etwas schwieriger als im Schnee, da der Sand viel weniger Halt bietet, aber es war ein riesen Spass. Wir besuchten auch eine Bodega in der Naehe, aber fuer die Weinlese und Verarbeitung war es noch zu frueh und so zeigte uns der freundliche Weinbauer neben den Reben halt noch sein ganzes Federvie und anderes Getier das er so auf seinem Hof hatte. Wir kauften ihm eine Flasche sehr lieblichen Rotwein ab, den wir dann am Abend mit Marion und Martin, die es wagten auf unseren Motorraedern mitzufahren und ebenfalls im Banana campierten, genossen. Ebenfaklls genossen wir das ¨peruanische Nationalgetraenk¨ Pisco-sour…
Nach weiteren zwei Tagen der Entspannung, fuer das dieser Ort wie geschaffen ist, brachen wir Richtung Nasca auf.
Dort leisteten wir uns den Luxus und flogen mit einem kleinen Flugzeug ueber die Linien und Figuren. Vom Boden aus sieht man sie ueberhaupt nicht. Man braucht einen kraeftigen Magen, wenn die Piloten in Steilkurven ihre Kreise ueber das Gelaende ziehen und anschliessend waren wir etwas luftkrank und hatten fuer das Museum keinen Biss mehr und relaxten in der Wiese des Hotels vis-à-vis des Flugfeldes wo wir campieren konnten.
Ansonsten ist Nasca eine Touristenstadt und hat neben den Linien nicht viel zu bieten.
Ueber eine sandige Piste gelangten wir Tags darauf zu den Mumien von Chauchilla die seit ihrer Beerdigung alle starr Richtung Osten blicken und in dieser trockenen Umgebung nicht verwesen.
Weiter ging es Richtung Nordost, wieder einmal steil in die Berge und nach weniger als drei Stunden waren wir wieder auf einer Hoehe von 4000m. Ueber den Condorcenca Pass erreichten wir den Nationalpark Pampa Galeras auf einer Hochebene auf 4100m. Durch grandiose Landschaft kamen wir hoeher und hoeher und erreichten auf 4600m eine weitere Hochebene. Wolken zogen auf und es begann zu regnen und nach kurzer Zeit schneite es sogar. Vor ein paar Stunden waren wir noch in der trockenen Hitze der Wueste und jetzt das!
Es wurde langsam Zeit einen Platz fuer die Nacht zu finden und dafuer wollten wir etwas tiefer hinunter kommen, da wir uns wegen der Hoehe etwas Sorgen machten. Jedoch nahm die Hochebene kein Ende und so fuhren und fuhren wir durch den Schneematsch und dunkel wurde es auch schon langsam.
Endlich ging es leicht bergab und auf 4200m kamen wir in eine winzige Siedlung, die erste seit Stunden. Unsere einzige Chance, ein kleines ¨Restaurant¨. Wir fragten, ob es vielleicht auch ein Zimmer gibt und es gab sogar eines. Im Schneeregen montierten wir jeweils eine Alubox ab und ueber ein Brett und einen eigendlich zu schmalen Gang konnten wir die Motorraeder in den Innenhof stellen. Der Gang ist seitdem in Lenkerhoehe etwas breiter.
Das Zimmer war nun wirklich einfach, aber sauber und trocken. Eine Versorgung mit elektrischer Energie gibt es in diesem Ort nicht und so erhellte eine Kerze unser Zuhause. Wir kochten auf dem Steinboden im Zimmer und so spendete auch der Kocher etwas Waerme. In dieser hoehe sind alle Taetigkeiten sehr anstrengend und schon bald krochen wir ziehmlich fertig in die Schlafsaecke.
Der naechste Morgen war wolkenlos und sonnig. Auch die Hoehe hatte uns nichts ausgemacht, Tobias hatte lediglich leichte Kopfschmerzen.
Nach zwei weiteren Tagen durch die Berge erreichten wir am 21. Jaenner die Stadt Cusco nahe den Ruinen von Machu Picchu und befanden uns jetzt im Touristenzentrum von Peru. Wir hatten uns lange ueberlegt, ob wir die Ruinen besichtigen sollen oder nicht, da man dafuer schon sehr tief in die Tasche greifen muss. Man erreicht Aguas Calientes, am Fusse des Berges auf dem die Ruinen stehen nur mit dem Touristenzug und der kostet schon mal 68US$ . Dazu kommen dann noch 12US$ fuer die Busfahrt auf den Berg hinauf und wenn man dann endlich oben ist nochmals 40US$ Eintritt und das ganze mal zwei. Fuer ein paar ¨alte Steine¨ unverschaemt viel Geld, da wir sie ja nur besichtigen wollen und nicht kaufen.
Wir haben uns dann aber doch dazu entschlossen hinzufahren und muessen sagen, es hat sich gelohnt.
Die Zugfahrt dauerte 4,5 Stunden. Entlang des Rio Urubamba durch das Valle Sagrado, einer Schlucht mit Hochlanddschungel. Das Wasser des Rio Urubamba ist fast blutrot und tausend Meter hohe Felswaende ragen senkrecht in den Himmel. Neben dem reissenden Fluss ist gerade mal fuer die Schienen platz.
Eine steile Piste fuehrt von Aguas Calientes, das aus ein einigen Hotels und Souvenierlaeden besteht, die man gerade noch zwischen Fluss und Felswaende hineingequetscht hat, auf das Plateau von Machu Picchu, zu deutsch Alter Berg, und die Ruinen stehen wirklich an einem sehr beeindruckenden Platz hoch ueber dem Tal.
Am Abend fuhren wieder zurueck nach Cusco.
Manchmal ist es schon etwas nervig in dieser Stadt, weil man staendig von irgendwelchen Leuten angesprochen wird, die einem irgendetwas verkaufen wollen und manche sind schon mehr als aufdringlich. Vor allem um den Plaza del Armas.
Cusco ist aber auch die schoenste Stadt, die wir in Peru gesehen haben und wenn man sich etwas vom Touristenzentrum entfernt, dann sinken auch die Preise, die hier sechs mal so hoch sind, wie im Rest vom Land.
Die meiste Zeit hielten wir uns in der Altstsdt auf.
Bauten, deren Grundmauern noch aus der Zeit der Inka stammen, Kirchen, Palaeste und praechtige Buergerhaeuser aus der spanischen Kolonialzeit die heute meist als Hotels genutzt werden praegen das Stadtbild. Dazwischen enge Gassen mit liebevoll gestalteten uralten Steinmustern. Souvenierlaeden wechseln sich mit traditionellen Maerkten ab. Jeder hat etwas zu verkaufen und an allen Ecken stehen Indiofrauen, die mit ihren mobilen Kleinstkuechen lokale Speisen (meist an Einheimische) anbieten. Handwagen, schwehr beladen mit Obst oder Suessigkeiten werden von den Verkaeufern durch die Strassen geschleppt.
Die Luft ist wie in allen Zentral- und Suedamerikanischen Staedten voller Russ der unzaehligen Busse und Taxis die staendig hupend nach Kundschaft suchen und unsere Gesichter sind immer schwarz. Aus den gnadenlos ueberfuellten Minibussen rufen die ¨Leutehineinstopfer und Gepaeckaufsdachverstauer¨ in einer Art, fuer uns unverstaendlichen, Gesang die Destinationen in die wartende Menschenmenge. Die Busse sind von den Strapazen gezeichnet und die Karrosserie haengt oft in verbaeulten Fetzen vom Ramen. Eine Beleuchtung existiert nur in den seltensten Faellen und alles klappert und scheppert. Das einzige, das immer funktioniert ist die Hupe.
Da es so gut wie keine Privatautos auf den Strassen unterwegs sind gibt es auch keine Parkplatzprobleme wie in Europa und auch der Verkehr in den Staedten ist viel fluessiger.
Unser naechster Ausflug war dann nicht mehr so toll.
Ingeborg ging es seit geraumer Zeit schon sehr schlecht und nun fuerte kein Weg an einem Arztbesuch vorbei und wir gingen ins Spital.
Die Diagnose lautete auf eine Salmonellen- und Amoebenvergiftung und zu allem Ueberfluss kam noch eine Nierenkolik dazu.
Wir hatten Glueck im Unglueck gerade in Cusco zu sein, wo es ein Krankenhaus gibt und so wie es aussieht sitzen wir hier erstmals eine Weile fest und hoffen, dass wir unsere Reise nicht abbrechen muessen.