Es geht wieder weiter! La Paz - Villazon 4. - 18. Okt. 2007
Nachdem Ingeborgs Gesundheitszustand wieder hergestellt war und wir den Sommer in Europa verbracht hatten, setzten wir uns am 4. Oktober 2007 abermals in ein Flugzeug und erreichten nach insgesamt 30 Stunden Flugzeit ( incl. 2x umsteigen) suedamerikanischen Boden am Flughafen von El Alto, La Paz auf 4000m u. M. in Bolivien.
Wie das letzte Mal war unsere Unterkunft das Hostal Milenio und es war fast so wie ein nach Hause kommen.
An die duenne Luft in dieser Hoehe hatten wir uns rasch gewoehnt und verbrachten das Wochenende bei Sonnenschein und angenehmen Themperaturen in der Stadt.
So frisch aus Europa fiel uns die Armut hier nun wieder besonders auf.
Viele Leute besitzen nur das was sie am Leib tragen, schlafen auf der Strasse und ernaehren sich vom Muell, um den sie sich noch mit den unzaehligen herrenlosen Hunden streiten muessen.
Es gibt aber auch viele Reiche, die zwar nebenan, aber dennoch in einer voellig anderen Welt leben...
In diesen Tagen feierte man auch 25 Jahre Demokratie in Bolivien und ueberall sahen wir Umzuege, Paraden aber auch Demonstrationen fuer mehr Gerechtigkeit zwischen Arm und Reich.
Die Leute sind mit der Regierung von Praesident Evo Morales nicht sehr zufrieden.
Er hat die Loehne eingefrohren und beabsichtigt viele Unternehmen zu verstaatlichen und so hat niemand Lust zu investieren und die Wirtschaft geht mehr und mehr „den Bach hinunter“. Nicht einmal in den eigenen Haeusern wollen die Leute etwas richten, da sie nicht wissen ob das Haus vielleicht morgen schon dem Staat gehoert.
Wir besuchten Maria Elena, die uns das letzte Mal so oft geholfen hatte, als wir uns in Peru mit dem Zoll herumschlagen mussten und ueberreichten ihr als kleines Dankeschoen ein Buch ueber Vorarlberg und sie lud uns dafuer ins Theater ein, wo wir in der Privatloge ihres Arbeitgebers, dem Buergermeister von La Paz, sassen.
Mit unserer nicht gerade angemessenen Bekleidung wurden wir genauso intensiev betrachtet wie die Schauspieler....
Unser naechster Weg fuehrte uns zu Nosiglia Sports in der Zona Sur, wo unsere Motorraeder auf uns warteten.
Wir hatten einige Ersatzteile dabei, die eingebaut werden mussten und nach weiteren drei Tagen waren wir dann auch startklar, nachdem wir uns noch mit Lebensmitteln eingedeckt hatten, da diese ja in der naechsten Zeit mehr als nur spaehrlich zu bekommen sein sollten.
Tapfer kaempften wir uns durch das Verkehrsgewuehl der Millionenstadt und waren dann auch schon in den einsamen Weiten des Altiplano, einer 170.000 km2 grossen, abflusslosen Hochebene.
Wir fuhren Richtung Sueden, nach Uyuni, wo wir im Maerz abbrechen mussten.
Ab dem Ort Challapata gings wieder auf die Piste, die nun in wesentlich schlechterem Zustand ist, als noch vor 6 Monaten und da war es auch schon passiert:
Ingeborg uebersah ein Sandloch und die Folge war ein kapitaler Ueberschlag, der aber abgesehen von einem tuechtigen Schrecken und ein paar Blauen Flecken ohne Folgen blieb.
Die 650er machte schon am zweiten Tag wieder Probleme. War sie in La Paz noch tadellos angesprungen, wollte sie am naechsten Morgen nicht mehr und von nun an mussten wir sie jeden Morgen anschleppen, was auf den sandigen Pisten ein besonderes Vergnuegen ist.
Gut durchgeschuettelt erreichten wir den ca. 12.ooo km2 grossen Salar de Uyuni und da er diesmal trocken war, fuhren wir ueber die steinharte Salzkruste zur Isla Pescado, einer Insel aus Vulkangestein mit ihren, bis zu 1000 Jahre alten Kakteen, inmitten des gleissend weissen Salars.
In einer Bucht stellten wir das Zelt auf und erlebten eine weitere, bitterkalte Nacht auf 4000m unter gigantischem Sternenhimmel und absoluter Stille...
In der Salpeterstadt Uyuni deckten wir uns wieder mit Lebensmitteln, Sprit und Trinkwasser ein und konnten das agressive Salz des Salars von den Motorraedern abwaschen.
Wir entschlossen uns fuer die Piste nach Tupiza, da wir ueber den Passo Jama von Argentinien aus weiter nach Chile einreisen wollten und nicht direkt von Bolivien aus, da wir hofften, dass diese Piste etwas besser zu fahren sei.
Die ersren paar km gings auch ganz gut, aber schon bald wechselten sich uebles Wellblech mit kilometerlangen Weichsandpassagen ab.
Zu allem Ueberfluss ging auch noch der hintere Stossdaempfer der 650er kaputt.
Von nun an war Schneckentempo angesagt und so fuhren wir mit 10-20 km/h durch die endlosen, menschenleeren Weiten des Altiplano. Lamas und ein paar kleine Voegel sind die einzigen Lebewesen. Ausser ein paar Ameisen gibt es auch keine Insekten dort oben, auch keine Maeuse, nichts...
Wir hatten nun viel Gelegenheit diese grandiose Wuestenlandschaft zu geniessen, wenn auch wir mit den Lebenmittelvorraeten etwas sparsam umgehen mussten, da wir jetzt ja viel laenger unterwegs sind.
Wir konnten uns an den farbenpraechtigen Sonnenuntergaengen gar nicht satt sehen und krochen in den bitterkalten Naechten in unsere warmen Schlafsaecke.
Dann erreichten wir den Rand des Altiplano und in den Bergen hingen Wolken.
Bei leichtem Schneefall ueberquerten wir die Paesse der Cordillera de Lipez und vorbei an armseeligen Minensiedlungen ging es bergab, in tiefere Regionen und es wurde langsam waermer.
Die Gegend ist immer noch staubtrocken, aber allmaehlich wuchs wieder so etwas wie Gebuesch und Kakteen.
Wir machten Station in Tupiza auf 2990m und fuhren auf einer wesentlich besser zu fahrenden Piste als bisher, erst durch ein breites Tal mit gruenen Baeumen, dann wieder etwas hoeher ueber eine Ebene nach Villazon, der Grenzstadt zu ARGENTINIEN.