Vier Tage verbrachten wir in Rio Grande im Hostal Argentino. Es stuermte die ganze Zeit und es war bitter kalt
In keiner anderen Stsdt hatten wir jedoch so viele Geschaefte mit Bademode gesehen als hier.
Wir fragten uns, wer das wohl kaufen wird?
Kaum hatten wir die Stadt verlassen waren wir auch schon ungeschuetzt dem Wind ausgesetzt, gegen den wir uns mit aller Kraft dagegen stemmten. Schon bald schmerzten Nacken und Arme. Oft mussten wir bis in den dritten Gang hinunterschalten, da wir Rtg. Nordwest fuhren und der Wind schraeg von vorne kam.
In San Sebastian ueberquerten wir die Grenze auf den chilenischen Teil von Terra del Fuego und ab hier war dann wieder Piste Rtg. Norden und der Wind voll von der Seite. An Stellen wo der Schotter sehr lose war wurden wir seitlich weggeschoben und mussten immer ganz links fahren, um ein paar Meter Spielraum zu haben.
Ein vollbepackter Radfahrer kam uns entgegen.
Er musste das Rad schieben und der Wind riss es ihm immer wieder aus den Haenden.
Stehen zu bleiben war fuer uns unmoeglich und wir fuhren und fuhren und fuhren...
Guanakos kreuzten den Weg und auf den riesigen Weideflaechen stehen tausende von Schafen, die zu dieser Zeit alle geschoren werden.
In Cerro Sombrero, einem kleinen Ort, an dem man nicht einmal begraben sein moechte, fanden wir ein halbwegs windgeschuetztes Plaetzchen fuer unser Zelt auf dem Camping Municipal, der auch schon bessere Zeiten erlebt hatte. Es gab kein Wasser und die Klo’s waren zugesch....
Mit einer Faehre verliessen wir am naechsten Tag die Isla Grande del Terra del Fuego ueber die Estrecho de Magallanes und waren wieder auf dem Festland.
In Punta del Gada holten wir neue Reifen fuer die Motorraeder in einem kleinen Restaurant ab, die Horacio von Patagonia Riders dort fuer uns hinterlegt hatte und standen wenig spaeter an der Grenze zu Argentinien.
Es ist nun Ferienzeit in Argentinien und an der Grenze viel Betrieb.
Rio Galegos erreichten wir kurz vor einer pechschwarzen Gewitterfront, konnten den Wolkenbruch bei einer Tankstelle abwarten und machten uns anschliessend auf die Suche nach dem Campingplatz, den es hier in der Naehe des Busterminals geben soll.
Nach einigem hin- und hergekurve fanden wir dann auch ein kleines Schild mit der Aufschrift “Camping“ und fuhren in einen Hinterhof der eigendlich nur Baustelle mit viel Muell war.
Wir dachten, dass es wohl die falsche Einfahrt gewesen sein muss, aber es kam ein Mann der meinte es sei schon ein Campingplatz aber halt erst in Entstehung und es gibt keine WC’s aber wir koennen schon bleiben wenn wir wollen.
Nur aus Hoeflichkeit fragten wir dann was es wohl kosten wuerde und er sagte 20 US$, was wir Anfangs fuer einen Scherz hielten, denn fuer 20 US$geht man hierzulande in ein tolles Hotel. Als sich dann aber herausstellte, dass er es wirklich ernst meinte verabschiedeten wir uns dann von dem armen Irren...
Wenig spaeter fanden wir dann den Platz den wir eigendlich suchten. Wir waren schon drei mal daran vorbeigefahren und diesmal winkten uns die Leute heran, da sie uns schon gesehen hatten.
Es ist ein gemuetlicher, kleiner Campingplatz mit Baeumen und sogar gruenem Rasen, eine Oase in einer nicht wirklich sehr einladenden Umgebung zu einem angemessenem Preis.
Da es zum Reifenwechseln noch zu frueh war, schickten wir diese mit dem Bus weiter Richtung Norden, damit nicht wir sie mitschleppen muessen.
Die Ruta 3 verlaeuft jetzt Rtg. Nordost.
Obwohl es immer nur geradeaus geht fahren wir in extremer Schraeglage.
Wir haben jetzt den Wind schraeh von hinten und manchmal hebt er das Motorrad richtig an und schiebt uns ueber den Asfalt.
Leider nur ganz selten fahren wir Rtg. Osten. Dann haben wir Rueckenwind den wir nicht spueren und er treibt uns voran.
Wir fahren mit ca. 100 km/h und wenn wir den Helm oeffnen spueren wir keinen Fahrtwind.
Zu sehen gibt es auf der Ruta 3 nicht sehr viel, dafuer aber weit.
Flach, baum- und strauchlos, menschenleer. Die Sonnenuntergaenge waren aber jeden Abend ein farbenpraechtiges Spektakel.
Die Entfernungen zwischen den Ortschaften betragen 300- 400 km und dazwischen ist nichts.
Eine Piste Richtung Westen bringt uns zum Monumento Natural Bosques Petrificados.
170 Millionen Jahre alte Baumriesen liegen versteinert in einer bizarren Wuestenlandschaft.
Der Eintritt in diesen Park ist frei, es wird aber hoellisch aufgepasst, dass keine Souveniers mitgenommen werden.
Weiter noerdlich, bei Sarmiento besuchten wir nochmals versteinerte Baeume, die wesentlich kleiner und “nur“ 70 Millionen Jahre alt sind.
Diese sind in Sandstein eingebettet und werden durch den Regen, der das weiche Gestein wegspuelt freigelegt. Der Boden ist uebersaeht mit Holzsplittern und es sieht aus als haette man hier vor kurzem Holz gehackt, aber alles ist aus Stein.
Die Strasse fuehrt durch Erdoelfelder und ueberall stehen Pumpen in der Landschaft.
Das meiste Oel wird ins Ausland verkauft und wie jetzt in der Hauptreisezeit kommt es immer wieder zu Engpaessen in der Treibstoffversorgung und Reisende muessen oft stunden- oder gar tagelang an den Tankstellen auf Benzin warten. Wir hatten bis jetzt immer genug Sprit dabei, da wir bei jeder Gelegenheit tanken, so viele gibt es eh nicht, und so noch nie auf die “trockenen“ Tankstellen angewiesen waren. Eine halbe Stunde Anstehzeit muss man aber meist in Kauf nehmen.
Zur Stromerzeugung stehen in jeder Stadt riesige Dieselaggregate.
Die beachtlichen Erdgasvorkommen des Landes verpuffen ungenutzt und Argentinien kauft Erdgas teuer von Chile.
Auf die Frage, warum man in Argentinien nicht den Wind zur Stromerzeugung nutzt meinte einmal ein Mann sehr veraergert: “ Porque los politicos son hijos de puta!“
In Puerto Madryn, einem Badeort westlich der Peninsula Valdez, holten wir unsere Reifen vom Busterminal ab und da die Alten durch die andauernte Schraegfahrerei immer noch brauchbar sind, schickten wir die Neuen wieder weiter ein Stueck nach Norden.
Es ist nun bedeutend waermer geworden und hier spuert man endlich einmal, dass es Sommer ist.
Der Campingplatz war knallvoll und wir mussten oder vielmehr konnten das Zelt beim Eingang aufstellen und am naechsten Tag dann auf einen “richtigen“ Stellplatz uebersiedeln.
Am Abend gingen wir das Erste mal in einen Tenedor Libre essen. Wollten wir schon lange machen, hat sich aber irgendwie nie ergeben.
Dies ist ein Restaurant wo man einen fixen Preis bezahlt und dann vom Buffet holen kann so oft man will oder im Stande ist zu essen.
So lernten wir wieder einige Koestlichkeiten kennen und das Eine mehr und das Andere weniger lieben.
Vor dem Campingplatz trafen wir Adrian und Vanessa aus Argentinien, die mit ihrer Honda Transalp unterwegs sind und keinen Platz mehr bekamen. Wir boten ihnen an bei uns zu campieren, was sie gerne annahmen.
Gemeinsam fuhren wir auf die Peninsula Valdez.
Wie ueberall in Argentinien und Chile muessen Auslaender auch hier einen oft mehr als 3x so hohen Eintrittspreis in die Nationalparks bezahlen wie die Einheimischen und auch Adrians Versuch uns als Einheimische durch die Kontrolle zu bringen scheiterte.
Seeloewen und See- Elefanten besuchten wir am Punta Norte der Halbinsel, die hier mit viel Laerm und Gezanke den Sommer verbringen und ihre Jungen werfen.
Orkas liessen sich leider keine Blicken und fuer Wale ist es sowiso zu spaet, die sind nur im Winter hier.
Noch kurz schauten wir bei einer Pinguinkollonie vorbei und fuhren dann wieder zurueck nach Puerto Madryn.
Bei Flut ist der Strand nur wenige Meter breit und bei Ebbe muss man ca. 50 Meter bis zum Wasser gehen.
Weiter ging es auf der Ruta 3 Richtung Norden.
Der Wind ist zwar schwaecher geworden, aber trotzdem staendig praesent, und das Land trockener.
Die sympatische Stadt Viedma am Rio Negro ist 30 km vom Meer entfernt und nur so knapp ueber dem Meeresspiegel, dass sich der Wasserpegel des Flusses mit den Gezeiten aendert.
Hier liessen wir das Lenkkopflager der 650er wechseln und in der Werkstatt trafen wir Oscar, der jedes Jahr ein Motorradtraveler-treffen in der Naehe der Stadt organisiert.
Wir wurden zu Kuchen und Mate-Tee eingeladen und lernten seine Frau Nancy und die Toechter Camilla und Florencia kennen.
Ohne Mate-Tee geht in Argentinein gar nichts. Die Leute trinken ihn staendig und an jeder Tankstelle gibt es heisses Wasser um sich die Thermoskanne aufzufuellen aus der dann das Wasser in den kleinen Holzbecher, in dem sich das Kraut befindet, nachgeschenkt und mit einem Spezialstrohhalm aus Metall getrunken wird
Was fuer Stoffe in dieser Pflanze sind haben wir noch nicht herausbekommen, aber wenn man es nicht gewohnt ist, so wie wir, dann wird einem ganz seltsam...
Wir fuhren mit Oscar und Nancy nach el Condor, wo am Meeresstrand ein Konzert einer anscheinend bekannten argentinischen Rockband stattfand.
Ca. 20.000 Leute liessen sich die Laune vom Wind, der einem staendig den Sand bis in den letzten Winkel des Koerpers treibt nicht verderben und genossen das Gratisevent.
El Condor ist ein sehr populaerer Ferienort, aber uns gefaellt es am Camping Municipal in Viedma viel besser, porque es mas tranquil...