Das Donnern der Düsentriebwerke dröhnt in unseren Ohren und die Gesetze der Trägheit drücken uns in die Sitze.
Wir sind schweigsam und in Gedanken versunken. Erinnerungen zucken wie Blitze durch unsere Köpfe, bewegende Momente, aber auch kleine, oft weniger bedeutsame Ereignisse, die wir schon wieder vergessen hatten, oder die zumindest weiter hinten in unseren Erinnerungen eingenistet waren laufen wie ein Film vor unseren Augen ab, während uns das Flugzeug genau in jenen Himmel befördert, dessen Sternenpracht wir so oft bewundern konnten.
Es geht jetzt also wirklich nach Hause.
Schnell waren sie vergangen, die zwei Wochen, die wir in Buenos Aires verbracht hatten, wie auch die 15 Monate unserer Reise vom einen bis zum anderen Ende der Welt.
Es stellte sich als richtige Entscheidung heraus an einem Wochenende in die Capital Federal, wie die Argentinier Buenos Aires nennen, einzufahren, da dann der Verkehr nicht so chaotisch ist wie während der Woche.
Aus unserem „Schlauen Buch“ ( South American Handbook) hatten wir auch schon ein Hostal ausgesucht, das angeblich über einen sicheren Parkplatz für die Motorräder verfügen soll. Die Strasse fanden wir, aber das Hostal schien nicht mehr zu existieren.
Wir fanden dann eine Bleibe im Hostal St. Nicolas mitten im Zentrum der Stadt, das allerdings keine Garage zu bieten hatte, aber nachdem wir die Motorräder durch den engen Eingang gewürgt hatten, standen sie in der Bar des Beherbergungsbetriebes genauso gut, wenn nicht besser, als wie in einer Garage.
Wir liehen uns zwei orange Rennmaschinen bei einem Fahrradverleih aus und erkundeten auf diese Weise die Grosstadt.
Moderne Glaspaläste stehen neben alten, mit viel Liebe zum Detail verzierten Prunkbauten der Spanier.
Das Strassengewirr, in welches wir uns in den ersten Tagen nur mit Stadtplan gewagt hatten, wird immer wieder von riesigen Parkanlagen unterbrochen, so dass man fast vergessen könnte, sich mitten in der Stadt zu befinden und wie überall in Südamerika stehen auch in Buenos Aires riesige Statuen von mehr oder weniger bedeutenden Persönlichkeiten auf den Plazas.
In den Strassen und Gassen der Metropole die niemals schläft herrscht Tag und Nacht reges Treiben und Menschenmassen bewegen sich unaufhörlich vorwärts. Wo wollen die alle nur hin?
Nach den einsamen Weiten war es schon etwas seltsam plötzlich in so einer riesigen Stadt unterwegs zu sein.
Wir besuchten Jörg und Bärbel, zwei Deutsche, die seit einem halben Jahr hier leben.
Wir hatten Jörg im Sommer 2006 in den USA getroffen, als er und sein Freund Martin auf Motorrädern in Kanada und den Staaten unterwegs waren.
Aber wir waren nicht nur zu unserem Vergnügen hier.
Wir mussten den Rücktransport unserer Maschinen organisieren, was mit viel Rennerei und Behördengängen verbunden ist.
In der Zwischenzeit sind wir in ein ruhigeres Viertel, weit weg vom Zentrum übersiedelt und konnten im kleinen Garten von Dakar Motos, eine Werkstatt und Treffpunkt von Motorradreisenden, unser Zelt aufstellen und trafen dort einige Leute wieder, denen wir unterwegs schon einmal begegnet waren.
Viele Geschichten und Erlebnisse gab es zu hören und zu erzählen und die Tage vergingen wie im Flug und ehe wir es uns versahen war dann auch schon der Tag unserer Heimreise gekommen.
Ist es wirklich schon heute, nicht vielleicht erst nächste Woche?
Nein, es hilft alles nichts, dies sind die letzten Stunden auf diesem Kontinent und die letzten Stunden unseres grossen Abenteuers.
Viel zu früh steht das Taxi, das uns zum Flughafen bringt, vor der Türe und viel zu früh müssen wir diese Welt verlassen, in der es noch so vieles zu entdecken gäbe und wieder einmal müssen wir uns von lieben Menschen verabschieden und wie schon so oft auf dieser Reise ist es wahrscheinlich ein Abschied für immer.
Wir freuen uns aber auch auf unsere Familie und Freunde die wir wieder sehen werden und besteigen das Flugzeug. Das Donnern der Düsentriebwerke dröhnt in unseren Ohren und die Gesetze der Trägheit….